EIG048 Tausend Seiten Beweis (mit Manon)

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Thomas Kahle
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Manon Bischoff

Manon Bischoff von Spektrum der Wissenschaft ist zu Gast. Sie hat sich kürzlich an den Endgegner gewagt und zum 1000-seitigen Beweis eines Teils des Langlands-Programms die Titelgeschichte im Spektrum Heft geschrieben. Wir sprechen über diesen speziellen Beweis und auch mal wieder über die Formalisierung von Mathematik, die den Referees vielleicht irgendwann die mühselige Prüfung der Argumente abnimmt. Und wenn das Prüfen automatisiert ist, kann dann ein LLM ganz viele Beweise schreiben, um vielleicht einen zu finden, der geht?

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Automatisch generiertes Transkript (nicht geprüft)
Thomas Kahle
Ja, dann hallo zusammen. Ich begrüße alle hier beim Eigenraum mit einer neuen Folge.
Und bei dieser Folge bin ich mal wieder nicht allein im Eigenraum,
sondern habe mir eine Gästin eingeladen.
Das ist Manon Bischof vom Redaktionsteam bei Spektrum der Wissenschaft und auch
Podcasterin im Podcast Geschichten aus der Mathematik, den ich ja auch schon
mal erwähnt hatte. Hallo Manon.
Manon Bischoff
Hi Thomas.
Thomas Kahle
Grüß dich. Ja, du bist ja Mathematikerin und Physikerin, zumindest für die Bereiche
bei Spektrum der Wissenschaft zuständig.
Kannst du vielleicht mal ein bisschen erzählen, was deine Verbindung so zur Mathematik ist?
Manon Bischoff
Ja, also ich habe anfangs, als ich studiert habe, habe ich Mathematik und Physik
noch anfangs studiert und bin dann irgendwann mal nur noch bei der theoretischen
Physik gelandet. Zu meiner Schande, muss ich gestehen.
Und habe dann angefangen zu promovieren und gemerkt, dass das irgendwie nicht so viel für mich ist.
Und hatte eine kurze Sinnkrise sogar auch, wo ich kurz überlegt habe,
ob ich nicht Tierpflegerin oder sowas werden will, weil irgendwie ich in der
Forschung mich nicht gesehen habe einfach.
Aber ich glaube, ich habe was viel Passenderes für mich gefunden und bin in
den Wissenschaftsjournalismus gegangen.
Thomas Kahle
Ja, das ist witzig. Ich habe auch Physik studiert. Ich habe das zu Ende studiert
und dann so theoretische Physik.
Also ich bin überzeugt worden, am Tag der offenen Tür der Uni Physik zu studieren,
aber wegen der Experimentalphysik. Weil die so knallbunte Experimente und so.
Und dann habe ich mich für Physik eingeschrieben, habe so ein bisschen Physik
studiert. Aber dann hatte man ja diese Mathe-Kurse.
Und dann war es wirklich so Liebe auf den ersten Blick mit dieser Uni-Mathematik.
Also, dass es nochmal so alles von Null anfängt und die Axiome und dann,
ja, aber das Physikstudium habe ich dann noch zu Ende gemacht.
Also, Diplom Physik. Und dann bei der Provision bin ich erst auf Mathe gewechselt.
Manon Bischoff
Ach witzig.
Thomas Kahle
Also so ein bisschen Physik habe ich auch noch aus dem Studium,
aber ja, dann in der Forschung bin ich irgendwie dann nie mehr so richtig mit
der Physik in Kontakt gekommen. Aber naja.
Manon Bischoff
Ja, lustig. Also ja, ich fand über die Physik tatsächlich habe ich auch immer
mehr Liebe dann zur Mathematik gefunden, weil ich gemerkt habe,
wie viele abstrakte Konzepte eigentlich dahinter stecken.
Weil ich fand das im Studium in der Mathematik eher, dass es manchmal einfach
für mich so, ich mich gefragt habe, warum schaut man sich das jetzt genau so
an und so und sich mir der Sinn nicht so ganz erschlossen hat direkt.
Und durch die Physik kam dann irgendwann mal dieser Zugang und dann habe ich
auch immer mehr verstanden, warum man einfach nur nach diesem Warum fragt,
also warum das so spannend ist. Ja, lustig.
Thomas Kahle
Ich glaube, bei mir ging es irgendwie in die andere Richtung.
Es wurde irgendwie immer abstrakter und ich habe mich zu diesem Abstrakten eher
hingezogen gefühlt, dass man nicht,
Wie in der Physik irgendwann sagt, naja, hier können wir jetzt annehmen,
dass diese Größe beschränkt ist, weil in der Realität ist es auch so beschränkt,
sondern dass man wirklich nur mit den Axiomen arbeitet und dann fand ich theoretische
Informatik irgendwie, da war so mein Ausweg auch ziemlich interessant.
Naja, also wir wollten ja heute uns ein Thema angucken, was hat das eigentlich
auch was mit Physik zu tun?
Nämlich das Langlands-Programm, ein riesengroßes Thema in der Mathematik,
zu dem du gerade ziemlich viel recherchiert hast und auch die Titelgeschichte
in dem Spektrum Heft geschrieben hast.
Ja, vielleicht kannst du mal so ein bisschen erzählen, was dieses Langlands-Programm ist.
Manon Bischoff
Ja, also es ist so ziemlich eins der abstraktesten Themen, denen ich mich gewidmet
habe, würde ich mal sagen.
Deswegen ist es auch eine ganz gute Überleitung von vorhin.
Ja, man kann sich das Ganze am besten, finde ich, vorstellen,
also wenn man die Vision dahinter so ein bisschen versteht, was man damit machen möchte.
Und zwar ist es so etwas Ähnliches wie so eine Art Wörterbuch oder Brückenbau,
kann man sich das vorstellen.
Also in der Mathematik gibt es sehr viele verschiedene Bereiche,
die teilweise auch gar nicht so viel miteinander zu tun haben.
Und da gibt es zum Beispiel die Zahlentheorie oder die Algebra oder die Geometrie.
Und wie sich aber herausstellt,
Zumindest ist das die Vermutung des Lengen-Lenz-Programms, dass jeder dieser
Bereiche sehr tief mit der Analysis verbunden ist, also mit der harmonischen Analysis.
Und Ziel ist es halt eben zu zeigen, dass es diese Verbindungen wirklich gibt,
also eine Brücke zu bauen von der Zahlentheorie zur Analysis,
von der Algebra zur Analysis und von der Geometrie zur Analysis.
Und ein Grund, warum ich jetzt diesen großen Artikel geschrieben habe,
ist, dass letztes Jahr eben ein Beweis erschienen ist,
knapp 1000 Seiten, also schon ein ganz schöner Brocken insgesamt,
der diese Brücke zwischen Geometrie und harmonischer Analysis halt eben beweist.
Thomas Kahle
Ja, und damit ein Teil von diesem Programm abhandelt oder,
also so wie ich das verstanden habe, ist es ja auch so, dass die,
es gibt mehrere Brücken und man hat jetzt nur so eine Verbindung,
die diese geometrischen Teil,
also die Verbindung zwischen Geometrie und Analyse, kann man das so sagen?
Manon Bischoff
Ja, genau. Also so habe ich es auch auf jeden Fall verstanden.
Und es ist halt so ein großes Ding, weil man, vielleicht sollten wir dazu sagen,
dass halt dieses Langlands-Programm, das gibt es schon seit den 60er Jahren,
da hat sich das Robert Langlands irgendwie überlegt, dass es diese Verbindung geben könnte.
Damals hat er aber halt diese Verbindung zwischen der Zahlentheorie und der
Analyse und der Algebra und der Analyse gesehen, also die anderen beiden Brücken,
die jetzt noch nicht bewiesen wurden.
Und in den 90er Jahren hat es sich dann immer mehr herauskristallisiert,
dass es auch zwischen Geometrie und Analysis so eine dritte Brücke geben könnte.
Und das heißt das geometrische Lenglandsprogramm. Und obwohl das jetzt das jüngste
ist, genau, wurde das jetzt als erstes tatsächlich bewiesen.
Thomas Kahle
Und was für Leute arbeiten denn da eigentlich dran?
Also wenn man jetzt mal so die Mathematik so ein bisschen einteilt,
wie es jetzt zum Beispiel, wenn man so eine deutsche Universität nimmt,
die hat ja dann irgendwie so Professuren. Und dann hat die eine Professur für
Geometrie und eine Professur für Analysis und Professur für dies und Professur für das.
Aber eigentlich niemanden, der oder die dann so für drei Gebiete zuständig ist,
wie kann man sich das eigentlich vorstellen?
Sind das nur so irgendwelche Ausnahmetalente oder wie kommt man eigentlich an
so ein Programm irgendwie ran?
Manon Bischoff
Ja, das ist eine super Frage, die ich mich auch gefragt habe.
Weil ja, wie du ja sagst, man muss ja, also es ist ja schon schwer,
ein Experte in einem Gebiet zu sein, schwer genug. Aber dann in so einem Überlapsgebiet
irgendwie auch, da muss man ja die richtigen Ansprechpartner haben und irgendwie das auch finden.
Und die Personen, mit denen ich jetzt mich auch unterhalten habe,
die Mathematiker halt gerade zu diesem Thema, die in diesem Bereich forschen,
die sind halt alle relativ früh irgendwie da reingerutscht, habe ich das Gefühl.
Also die haben relativ früh einen Vortrag gehört oder waren an der Uni in der
Vorlesung oder sind an die richtigen Leute geraten, die auch schon an diesen
Schnittstellen gearbeitet haben.
Und Dennis Gates-Gory zum Beispiel, das ist einer der Hauptautoren von diesem
neuen Beweis, der forscht in Bonn und der hat zum Beispiel erzählt, dass es...
Bis zu dem Zeitpunkt, als sie diesen Beweis publiziert haben,
vielleicht um die zwölf Leute oder so auf der Welt gibt, die halt wirklich auch
die technischen Details dahinter verstanden haben.
Also außer ihnen selbst, die den Beweis gemacht haben. Und das ist ja super wenig.
Also da ist es ja auch kein Wunder, dass jetzt nicht jeder sich damit beschäftigen
kann oder dass man an der Uni vielleicht nicht so viele Berührungspunkte damit
hat, wenn halt sowieso nur so wenig Leute überhaupt die Sachen verstehen.
Thomas Kahle
Ja, wahrscheinlich auf einer Zeitskale, wenn man dann irgendwie denkt,
dass man jetzt 10 Jahre, 20 Jahre einem Problem widmet, dann kann man sich natürlich
auch in der Zeit noch weitere Kenntnisse aus anderen Gebieten aneignen.
Also auf so einer Zeitskale kann man natürlich, wenn man die Motivation hat
und das Interesse so tief zu bohren bei so einem Thema, kann man sich sicherlich einiges aneignen.
Okay, und jetzt gibt es irgendwie so einen tausend Seiten Beweis,
also ich habe das ja auch gesehen, das gibt es ja auch auf dem Archive,
also es sind so mehrere Publikationen, gleich die zweite ist irgendwie mehrere
hundert, vierhundert, fünfhundert oder noch länger.
Und das hat auch irgendwie überhaupt keine Einleitung, die das jetzt groß erklärt oder so.
Wenn ich so denke, wie schreibt man ein gutes Mathematik-Paper,
dann denkt man immer mal so, die Geschichte erzählen und die Connections und
die Ideen und wie es dazu kam, was für neue Einsichten es gibt,
die das irgendwie so erklären.
Aber hier scheint mir so, dass das alles noch to do ist.
Und dass man jetzt erst mal nur mal sagt, Man hat die technische Herleitung
von irgendwas und die Leute, die jetzt sich für diesen Beweis interessieren,
die brauchen die Introduction auch gar
nicht, weil sie sowieso schon daran interessiert sind oder irgendwie so?
Manon Bischoff
Ja, so kommt es mir auch vor. Also ich muss sagen, so Paper,
wie du beschreibst, das sind die, die ich auch gerne lese, weil die mir ja auch
dann als Redakteurin oder Journalistin halt mal mich auch ein bisschen an die
Hand nehmen und dass man so ein bisschen versteht, ah, okay, das ist die Geschichte,
das sind die Probleme, das wurde gemacht und das machen wir jetzt hier.
Wie du sagst, ich habe ja auch einen Blick in die Paper geworfen und dachte,
okay, wow. Also komplette Überforderung natürlich.
Ja, das ist halt, ich glaube, es ist auch dem Ganzen geschuldet,
wie es zu diesem Beweis kam.
Also als ich mit Dennis Gates-Gory gesprochen hatte, hat er auch erzählt,
der arbeitet seit 30 Jahren an diesem Problem und hat auch sehr viel dazu publiziert.
Und teilweise fußt dieser Beweis dann halt auch auf Bücher, die er geschrieben
hat, zusammen mit anderen Kollegen und auf noch vielen weiteren Publikationen.
Also diese tausend Seiten sind ja eigentlich nur ein Teil von was viel Größerem, also insgesamt.
Also das ist schon mal total crazy. Und dann,
Gab es jetzt in den, ich glaube, das war 2020 oder 2021, gab es so einen Durchbruch in dem Bereich.
Also da hat einer der Kollegen von GatesGory einen wichtigen Beweis halt geführt.
Und ab da war klar, okay, wir werden dieses geometrische Längelandsprogramm beweisen können.
Wir müssen es nur noch aufschreiben und halt noch die Details ausarbeiten.
Aber es war klar, dass das irgendwie machbar sein wird.
Und ab da haben sie sich hingesetzt und das runtergeschrieben.
Und das ist vielleicht genau der Eindruck, den du dann da auch hast.
Also vorher hatten die so einen Fahrplan publiziert, ich glaube 2014.
Wo die genau beschrieben haben, okay, was gemacht werden müsste,
um zu einem Beweis zu kommen.
Und dann gab es halt diesen Knackpunkt und dann haben sie es runtergeschrieben.
Thomas Kahle
Und es hat funktioniert. Es ist ja eigentlich erstaunlich. Es ist ja manchmal
so ein bisschen wie bei Kernfusion oder so.
Also es gibt in der Kombinatorik zum Beispiel Rotas Vermutung und da gibt es
so über Matruide und verbotene Minoren und da ist eigentlich die gleiche Geschichte.
2014 hat da so ein Team angekündigt, dass sie den Beweis jetzt haben.
Sie müssen den nur noch runterschreiben und es dauert zehn Jahre.
Aber das ist bis jetzt der Stand und jetzt sind es elf Jahre und die arbeiten
da dran, also bin ich mir auch sicher, aber ist ja dann eigentlich interessant, dass es geklappt hat.
Also was man so liest, dann gucken sich natürlich irgendwie Terry Tao und Peter
Scholze und so, die gucken sich das dann irgendwie an und von denen war jetzt keiner so skeptisch,
also sag ich mal, hab ich jetzt noch nichts gehört, also man glaubt irgendwie,
dass das die Strategie richtig ist und dass diese Seiten, dass man das irgendwie
nachprüfen kann, alles.
Manon Bischoff
Ja, ich habe auch mit Peter Scholze gesprochen zum Beispiel über den Beweis und er meinte auch,
es war mehr, dadurch, dass die schon so lange daran arbeiten und diesen Fahrplan
schon veröffentlicht haben, war halt schon klar, okay, das ist solide und hat
Hand um Fuß, also die Ideen,
machen irgendwie Sinn und ich habe auch mit Edward Frenkel gesprochen,
der ja auch daran, also in dem Thema arbeitet und er meinte auch,
also alle Methoden, die im Prinzip benutzt wurden, sind relativ bekannt oder
sind bekannt und sind etabliert.
Also, dass es da jetzt so einen riesengroßen Schnitzer gäbe,
ich glaube, das denkt niemand wirklich.
Also, es könnte immer noch sein, dass es vielleicht irgendwo eine Unstimmigkeit
gibt oder irgendwas nicht, ja, dass man nochmal nacharbeiten muss oder so.
Also die sind auch gerade im Peer-Review, wenn ich es richtig verstanden habe
und werden gerade auch nochmal angeguckt.
Ja, hat Dennis Gates-Gurie auch gesagt, es kann durchaus sein,
dass auch mal irgendwie Rückfragen kommen oder Sachen kommen.
Und auch beim Zusammenschreiben wusste er nicht, ob es jetzt irgendwie ein paar
Monate dauert, um manche Sachen dann aufzuschreiben oder halt irgendwie,
ob man das in drei Tagen dann diesen entscheidenden Schritt hat.
Also wie du gesagt hast, also er ist nicht davon ausgegangen,
dass es elf Jahre dauert, aber es war halt gut, dass es so gut lief.
Genau, aber im Prinzip, zumindest die Experten, mit denen ich gesprochen habe,
die haben keine großen Zweifel daran, dass man irgendwas Großes übersehen hätte
und dass es jetzt noch Probleme geben wird.
Thomas Kahle
Also diese Prüfung stelle ich mir irgendwie verrückt vor. Also wenn man so,
ich weiß auch nicht, was man da für Zeiten ansetzt pro Seite.
Also bei tausend Seiten kann man schon eine Statistik machen,
wie lange braucht man pro Seite.
Aber wenn es jetzt eine Person ist, die durcharbeiten will,
kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen, die müssen sich das irgendwie
aufteilen und also es wird wahrscheinlich vielleicht keine Person geben,
die alles davon selbst geprüft hat und dann hat man so wie so Coverage,
also jede Seite wurde von mindestens zwei Personen geprüft oder so und dann,
glauben wir da dran, glauben wir, dass das stimmt.
Meistens ist es ja so in der Mathematik, dass durch diese Konsistenz,
ja, durch diese innere Konsistenz Fehler dann irgendwann auffallen, weil...
Ja, weil man eben aus was Falschem was ableitet, was offensichtlicher falsch
ist, als irgendwie so eine kleine Stelle im Beweis.
Aber folgt eigentlich irgendwas daraus? Also das ist ja auch so,
es gibt ja auch so große Vermutungen wie diese ABC-Vermutung oder so,
die dann gleich massenweise Konsequenzen haben.
Ist es bei diesem Langlands-Programm auch, dass da so Leute richtig drauf warten,
dass es bewiesen ist, um das weiter zu benutzen, oder?
Manon Bischoff
Also bei der geometrischen Langlands-Programm, was jetzt bewiesen wurde,
glaube ich, folgt jetzt nicht direkt irgendwas super Großes daraus,
sondern es ist schon mal so ein nice to have und mal gucken,
was wir daraus alles ableiten können.
Aber es gab jetzt nicht, soweit ich es verstanden habe, gab es jetzt nicht irgendwie
15 weitere Vermutungen, die damit jetzt gelöst wurden.
Also das nicht. Und das, was du mit der Beweisprüfung sagst,
das finde ich auch, ist ein extrem spannender Punkt. Und ich habe die ja auch
gefragt, tausend Seiten, wer prüft es?
Und können wir uns dann am Ende sicher sein? Oder wie ist das überhaupt,
wenn es eh nur zwölf Leute verstehen?
Irgendwie sind ja viele Fragen, die sich da stellen.
Ich habe mich auch gefragt, ob man das auch mit einem Beweisprüfer vielleicht,
also vielleicht war das auch naiv, aber ich dachte, es wurden ja auch schon
Beweise von Peter Scholze, wo klar war, da gibt es irgendwie keinen,
der da richtig durchsteigt.
Und dann wurde ein Beweisprüfer eingesetzt, also so ein Computerprogramm,
das halt geguckt hat, ob das alles logisch konsistent ist und konnte das auch wirklich zeigen.
Das ist hier wohl aber deutlich schwerer, weil man sehr, sehr viel Vorarbeit
leisten müsste, um das Ganze zu formalisieren.
Also Beweisprüfer ist da wohl erstmal nicht für angesetzt.
Aber ich fand es interessant, dass halt wirklich eigentlich alle,
mit denen ich gesprochen habe, relativ zuversichtlich waren,
dass das alles so in sich Sinn macht.
Thomas Kahle
Ja, diese Beweisprüfung ist ja irgendwie so die große Hoffnung der Mathematik,
dass man dann niemals wieder falsch liegt, dass man sein Paper nur noch aufs
Archive hochlädt und dann sagt das, okay,
das Tech-File kompiliert und den Beweis kompiliert auch und dann kann man das
Peer-Review, braucht man dann gar nicht mehr. Oder das wäre dann nur noch so…
Die Referees müssen nur noch einschätzen, für wie gut das Journal das geeignet
ist und nicht mehr Korrektheit prüfen. Ist sowieso schwer.
Oft habe ich das Gefühl, die Fehler findet man eher selbst als Autor,
als dass die Referees das finden, weil man doch irgendwie so viel mehr drinsteckt
und das dann mehr benutzt.
Mir sind schon öfter so kleinere Sachen dann noch so in dem Refereeprozess,
wenn dann die Gutachten zurückkommen oder so, dann fällt einem selbst noch ein
Fehler auf, den der Referee aber nicht gefunden hat und dann muss man immer
so ein bisschen blöd argumentieren.
Ja, wir haben hier noch diese kleine Erdung gemacht.
Manon Bischoff
Ja, aber ich glaube, es ist ja zum Glück ja auch meistens so,
dass die Wissenschaftler selbst ja auch den Anspruch haben, dass es ja auch,
also es ist ja keinem mitgeholfen, irgendwie was Falsches zu publizieren oder
so in der Mathematik vor allem.
Thomas Kahle
Anonymität der Referees ist jetzt hier wahrscheinlich auch nicht gerade gegeben.
Manon Bischoff
Ja, ja, das habe ich auch gefragt. Hier ist es ja, nee, also eigentlich höchstwahrscheinlich nicht.
Also es ist jetzt auch so, dass die Paper, wie gesagt, diese tausend Seiten
sind ja nicht in einer Arbeit, sondern die ist ja, glaube ich,
auf fünf sind die aufgeteilt.
Und die werden einzeln, werden die hochgeladen. Also ich glaube,
die ersten beiden oder die ersten drei oder so wurden schon eingereicht für
Publikationen in Journals.
Also da kann man vielleicht hoffen, dass es wirklich eine Person von vorne bis
hinten auch durcharbeitet.
Thomas Kahle
Zur Formalisierung, Terry Tao hat sich gerade einen YouTube-Kanal erstellt,
ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, wo er irgendwie wie so Live-Coding-Session,
wo er vor dem Rechner sitzt und so LLM unterstützt, Stützt versucht,
einen Beweis von irgendeinem Lämmer, in irgendeinem Projekt von ihm,
vielleicht sogar einem Internetprojekt, wo er nur am Rande beteiligt ist, zu formalisieren.
Aber eben mit so LLM-Unterstützung, also dass er weniger tippen muss.
Das ist ganz witzige Erfahrung.
Manon Bischoff
Klappt das ganz gut mittlerweile? Wir hatten auf jeden Fall mal einen Artikel
dazu, wie LLMs einen damit unterstützen können.
Thomas Kahle
Also es ist ja eigentlich so dieses wie Vibe-Coding. Also wenn du das programmieren
heutzutage, da gibt es ja so spezialisierte Editoren, die dir,
wenn du anfängst zu tippen,
dann nicht nur irgendwie die Vervollständigung dieses Begriffs,
den du gerade tippst, sondern gleich einen ganzen Block-Code,
was die jetzt denken, was als nächstes kommt.
Oder wenn du existierenden Code editierst, so vorschlagen auch an anderen Stellen
Editierungen, die zu deinem passen, was du gerade editiert hast.
Und so in der Art ist das. Also er fängt sozusagen beim leeren Blatt erst mal
an, selbst was zu tippen.
Und dann entsteht eben schnell neuer Code, der oft Quatsch ist.
Erst mal, der erste Entwurf ist Quatsch. Und dann macht er eine kleine Änderung.
Und dann weiß das LLM noch weitere Änderungen. so kommt man irgendwie schneller
mit weniger Tippen zu irgendwas, was funktioniert und naja, dadurch,
dass es eben immer parallel geprüft werden kann,
diese Lean Engine, durch den Beweisprüfer, ist es eben egal,
dass zwischendurch Quatsch produziert wird. Wenn es einmal bewiesen ist, ist es bewiesen.
Manon Bischoff
Ach, das ist ja total cool. Das muss ich mir unbedingt mal angucken. Finde ich spannend.
Thomas Kahle
Ist auf jeden Fall ein Bereich, wo LLMs interessant sind, weil man eben,
wenn die hundertmal Quatsch produzieren und einmal was Sinnvolles,
dann kann man eben wieder mit einem Computer dieses eine Sinnvolle finden.
Das ist irgendwie das Interessante an dieser Kombination. Wir haben diese Sprachmaschine,
die irgendwelches Zeug ausgibt, aber gleichzeitig haben wir auch einen Test,
absolut logisch konsistenten Test, der testet, ob das Sinn ergibt, was da gerade rauskam.
Manon Bischoff
Ja, finde ich total spannend. Also,
ich glaube, so hätte mir Programmieren vielleicht auch mehr Spaß gemacht.
Also, ich habe es eben nicht erzählt, aber das war einer der Gründe,
warum ich Mathematik nicht fertig studiert habe,
war, dass ich ein Auslandssemester gemacht habe und dort die fehlenden Mathe-Vorlesungen,
die mir so zum Bachelor gefehlt haben, noch machen wollte und da war halt darunter
auch Numerik und was halt mit Programmieren zu tun hat und ich fand das so schlimm,
dass ich da beschlossen habe, ich bleibe bei Physik.
Thomas Kahle
Man denkt irgendwie, wenn man aus der Schule kommt, denkt man,
okay, jetzt habe ich endlich nicht mehr diese ganzen Fächer.
Ich komme an die Uni und dann mache ich nur noch das, was mich interessiert.
Und bei mir war es dann dieses Physikstudium und dann gab es diese,
es gibt immer noch, es gibt immer noch diese Fächer, die einen einfach nicht,
irgendwie nicht abholen oder so. Bei mir war das so Teile von Experimentalphysik,
also der Teil von Experimentalphysik, wo die argumentiert haben.
Die Experimente sind ja alles cool und so, aber wenn die dann versuchen zu argumentieren,
warum irgendwas passiert, das ergibt von vorn bis hinten keinen Sinn,
es ist alles handwavy und ja, und tja,
bei dir war es halt Numerika, man hat immer so seine Lieblingsbereiche und Sachen, die schwierig sind.
Und wenn man jetzt mal so, also wie ist es für dich, also wie lange hast du
jetzt da recherchiert oder hast du jetzt das Gefühl, dass du das Thema abschließend
behandelt hast oder willst du da dranbleiben oder gibt es da noch irgendwelche
Entwicklungen, die man noch weiter verfolgen muss?
Manon Bischoff
Ja, also ich hatte vorher auch schon ein paar Mal mit dem Lengenlands-Programm
zu tun, aber ich habe mich nie getraut, selbst da einen Artikel zuzuschreiben,
eben gerade weil es mir, ja, ich hatte das Gefühl, es überfordert mich einfach total.
Also ich kann nicht im Paper gucken und irgendwie in die Originalliteratur Literatur
und da irgendwas rausziehen und so und irgendwie habe ich mich da immer davor
ein bisschen geziert und wir haben stattdessen dann halt im Magazin bei uns
bei Spektrum Übersetzungen von Conta-Artikeln und so genommen,
die auch hervorragend sind, muss ich sagen.
Und jetzt aber habe ich gedacht, komm, ich mache das jetzt irgendwann mal,
ich stelle mich dem Ganzen und schreibe darüber.
Das heißt, ich hatte schon so ein bisschen...
Rudimentäres Vorwissen oder so eine Vorahnung, worum es generell geht.
Und dann aber in der, um zu recherchieren für diesen speziellen Artikel,
da bin ich halt auch irgendwann mal so ein bisschen Kaninchenbauer.
Also ich habe natürlich auch viel mehr recherchiert, als was ich am Ende aufgeschrieben habe.
Dann irgendwie auch aus persönlichem Interesse so ein bisschen,
weil ich dann dachte, ah ja, aber da hat er so einen Nebensatz gesagt,
was meint er denn jetzt genau damit?
Und ja, genau, ein bisschen mich mal wieder mein Wissen, was nicht so groß ist,
aber vor allem, wo ich viel vergessen hatte, über Gruppentheorie wieder ausgepackt und so.
Und ich fand es auch ganz interessant, weil es auch so eine Verbindung zur Physik
gibt, also wenn auch zur String-Theorie, was ja eher ein bisschen spekulativ
ist, aber dass es halt überhaupt eine Verbindung dazu gibt, fand ich irgendwie spannend. Genau.
Aber abschließend würde ich sagen, es ist auf gar keinen Fall behandelt,
weil es wird ja noch sehr viel daran geforscht.
Also zum Beispiel Peter Scholz, was er jetzt macht, der ist jetzt nicht wirklich
im Langlands-Programm drin, aber Aber der hat vor ein paar Jahren eine Verbindung
zwischen den Verbindungen gefunden, also so auf der Meta-Ebene, wenn man so will.
Und zwar, wenn man halt zwischen Geometrie und harmonischer Analysis,
also diese Brücke, die jetzt bewiesen wurde, wenn man die halt hat,
dass man da die Erkenntnisse nehmen kann und für eine Brücke zwischen Zahlentheorie
und Analysis halt nutzen kann.
Also eine Übersetzung zwischen den Übersetzungen, wenn man so will.
Ja, und daran arbeitet er jetzt natürlich, weil es ja jetzt bewiesen wurde.
Also versucht er halt da das irgendwie auszunutzen, um zu gucken,
was man da rüberziehen kann an Erkenntnissen und wie man das weiterführen kann.
Gleichzeitig gibt es auch noch eine Entwicklung, die ich ganz spannend finde,
die in dem Artikel jetzt keinen großen Platz mehr gefunden hat.
Aber da hat mir Frenkel davon erzählt, dass wir gesprochen haben,
gerade weil er auch daran forscht.
Und zwar muss ich dafür kurz ein ganz, ganz bisschen ausholen.
Robert Langlands, der das Langlands-Programm begründet hat, der hatte ja diese
zwei ersten Brücken, das hatte ich ja am Anfang gesagt, gefunden.
Aber mit dem geometrischen Langlands-Programm war der nie so ganz happy,
weil diese Verbindung so ein bisschen anders ist als die anderen.
Also die baut auf mathematischen Grundlagen auf, also so ein bisschen in Richtung
Kategorientheorie für die Leute, die sich irgendwie damit auskennen.
Also es ist alles so ein bisschen abstrakter noch und weniger greifbar, sage ich jetzt mal.
Als bei den anderen Brücken. Und das hat ihm irgendwie nie gefallen.
Und er meinte, man müsste, vielleicht kann man so ein geometrisches Langlandsprogramm
machen, aber halt auch das näher dran ist an den anderen beiden,
also das dem Ganzen mehr ähnelt und eben nicht diese Kategorientheorie mit drin hat.
Und er hat da auch versucht, ich glaube 2017, da selbst ein Paper zu zu publizieren,
da was auszuarbeiten, wo die Fachwelt gemeint hat, naja, irgendwie nicht so
ganz stimmig, also passt irgendwie nicht so ganz.
Aber Edward Frenkel hat diese Idee halt aufgegriffen und mit anderen Kollegen auch.
Und die haben jetzt so eine Vierte von diesen Verbindungen jetzt quasi sind die am Aufbauen.
Also auch zwischen Geometrie und harmonischer Analysis, aber halt eben mehr
in der Richtung, wie Langlands das gerne gehabt hätte.
Und das fängt jetzt gerade an, sich so ein bisschen zu entwickeln.
Und das finde ich auch ganz spannend und das wollte ich mir auf jeden Fall in
den nächsten Monaten oder Jahren das mal so im Blick behalten und schauen, ob es da was Neues gibt.
Thomas Kahle
Das ist super interessant, weil du hast jetzt mehrere Sachen angesprochen,
über die ich eigentlich noch reden will.
Also erstmal irgendwas, was dieses Brücke bedeutet.
Ich denke mal so, letztendlich ist das ja immer irgendwie ein mathematischer
Satz, der irgendwie sagt, zu jedem x gibt es auf der anderen Seite irgendwie
ein y und die Korrespondenz ist so.
Und wenn man jetzt beweist, alle x sind blau, dann kann man das sozusagen über
diese Brücke transportieren und dann kriegt man, alle y sind,
keine Ahnung, haben irgendeine andere Eigenschaft, sind unter Wasser oder aus Schokolade.
Und so kann man dann irgendwie, ja, über diese Brücke so wie mathematische Ergebnisse transferieren.
Manon Bischoff
Genau.
Thomas Kahle
Wenn man über die eine Seite was rausfindet, hat man es automatisch auf der anderen Seite.
Eigentlich funktionieren ja ganz viele mathematische Sätze so,
nur sind die Brücken hier irgendwie super lang und in ganz andere Gebiete der
Mathematik. Und dann gibt es eben dieses Phänomen der immer weiteren Abstraktion.
Also in der algebraischen Geometrie gab es ja auch diesen Trend,
so mit Grotendieg und als die algebraische Geometrie sich dann auf so die Zahlentheorie
gestürzt hat, Mitte des 20.
Jahrhunderts, also immer abstrakter zu werden. dieses Konzept Rising Sea war
glaube ich mal so eine Metapher also man will irgendwie eine Nuss knacken und
statt die Nuss zu knacken mit so.
Problemlösungsskills löst man die irgendwie in Wasser auf also man erhöht einfach
den Wasserpegel und irgendwann lösen sich die Probleme halt auf statt dass man
sie irgendwie zerbrechen muss also diese Metapher,
die ist so ein bisschen in der algebraischen Geometrie, also der Verbindung
zwischen Algebra und Geometrie, gibt es diese extreme Abstraktion auch,
also dass man eigentlich Probleme dadurch löst, dass man sie immer weiter verallgemeinert,
bis dann die Aussage, die man zeigen will, nur noch irgendwas,
Kategorien-Theoretisches ist, was dann so aus abstrakten Unsinn,
wie man manchmal sagt, folgt.
Und da gibt es natürlich dann auch immer wieder Gegenbewegungen.
Ich persönlich habe das jetzt auch nicht so weit verfolgt. Ich mag natürlich
Kategorien-Theorie als Teil von Algebra und theoretischer Informatik und so,
finde ich das schon attraktiv als Sprache.
Aber letztendlich rechne ich auch gerne mal was aus auf meinem Computer.
Ich mag auch Beispiele, sagen wir mal. Sagen wir mal so. Und dann ist das so eine soziale Sache.
Wie schaut man auf die Mathematik? Will man dieses immer weiter verallgemeinern und dann,
lösen sich die Probleme? Oder will man noch wirklich so Probleme lösen,
so wie was ist die clevere Idee, die jetzt einen irgendwie weiterbringt?
Manon Bischoff
Ja, das ist eine gute Frage. Die Frage ist ja auch, was will man damit machen?
Also, wenn ich jetzt mal so die Physikerin jetzt mal in mir rauslasse,
so ja, aber am Ende habe ich da eine Differenzialgleichung vielleicht, die möchte ich lösen.
Kann ich das dann machen, wenn ich nur mit Kategorientheorie sehr viel abstrahiert
habe und vielleicht coole Verbindungen gezeigt habe? Aber kann ich dann was
Konkretes damit machen?
Also, Also die Frage bleibt halt manchmal unbeantwortet.
Thomas Kahle
Ist ja so diese klassische, wir haben Existenzbeweis für eine Lösung,
aber es hilft einem jetzt auch nichts, ein Existenzbeweis für eine Lösung,
wenn er ganz abstrakt ist und sich nicht irgendwie in eine Berechnungsmethode
oder eine Methode zum Finden der Lösung übersetzen lässt.
Manon Bischoff
Ja.
Thomas Kahle
Und Langlands war dann so eher in der konkreteren Welt, könnte man es so sagen?
Manon Bischoff
Ja, finde ich zwar verrückt für einen Zahlentheoretiker, wenn man sich das überlegt,
Aber ja, ja, der ist wohl von der Schule, die halt nicht ganz so viel mit Groten-D-Kategorien-Theorie
und so anfangen können, ja.
Thomas Kahle
Und dann, als du dann gesagt hast, der hatte irgendwie auch selbst was veröffentlicht
dazu und das wurde von der Fachwelt nicht so angenommen, dann dachte ich immer so an dieses Alter.
Also wenn die Leute, die irgendwelche visionären Ideen hatten,
dann altern, dann ist das manchmal, also gibt es ja auch noch andere Beispiele,
so Hironaka zum Beispiel und die dann irgendwie in einem hohen Alter noch was veröffentlichen.
Und tja, weiß auch nicht, wie man sich davor schützen kann, dann nicht an die
nächste Generation weiterzugeben.
Aber Ed Frenkel hat es, wie ich das verstanden habe, dann aufgenommen,
also der ist ja deutsch jünger.
Manon Bischoff
Ja, genau, der hat das aufgenommen, also der versteht sich ja auch gut mit Langlands,
auch wenn Langlands ihn ganz gerne so ein bisschen ...
Angegriffen ist jetzt hart, aber sehr andere Meinungen vertreten hat und das
halt auch da keinen Hehl draus gemacht hat.
Aber er hat viel mit ihm auch gearbeitet und respektiert ihn,
glaube ich, sehr und hat sich deswegen dem Problem halt auch angenommen und
meinte, auch eine Lösung dafür gefunden zu haben.
Thomas Kahle
Okay, also gibt es da eine nächste Generation? Das ist ja auch immer wichtig,
dass manche Probleme, die schaffen es irgendwie nicht, auf eine nächste Generation
übergeben zu werden oder so.
Manon Bischoff
Ja, nee, zum Glück. Ich weiß auch nicht, ob das daran liegt,
dass also Langlands hat dieses neue Paper, was jetzt nicht so einen Durchschlag
hatte, sag ich jetzt mal, hat er auch vorgestellt, nachdem er den Abelpreis bekommen hat.
Also dadurch hat es ja auch ein bisschen Aufmerksamkeit bekommen oder so hat
man das halt mitbekommen und viele junge Mathematiker vielleicht auch,
die dann dachten oder jüngere.
Ja, wir gucken nochmal drauf.
Thomas Kahle
Ja, der Abelpreis ist irgendwie interessant. Also die viele Preisträger haben
halt ein recht fortgeschrittenes Alter und dann ist er eigentlich ähnlich wie beim Nobelpreis,
dass so Lebenswerk oder Dinge, die lange zurückliegen, ausgezeichnet werden.
Manon Bischoff
Ja, ich meine, gerade bei Langlands, wenn er 20,
jetzt darf ich nicht lügen, ich glaube 2018 hat er den Abelpreis bekommen und
1967, meine ich, hat er die Langlands-Vermutungen aufgeschrieben,
für die er den Abelpreis bekommen hat.
Also natürlich auch für die darauf aufbauende Arbeit, aber so das Grobe war
halt 1967, also da liegen ja mehr als 50 Jahre dazwischen.
Thomas Kahle
Ja, krass. Ja, okay, dann können wir jetzt nochmal so ein bisschen den Blick
weiten. Also du bleibst dran, ich verfolge das dann.
Dann hören wir es in Geschichten aus der Mathematik, wenn es was Neues gibt zu Langlands.
Aber wie recherchierst du eigentlich so oder wie verfolgst du das denn eigentlich,
was so passiert in der Mathematik?
Manon Bischoff
Ja, also das ist nicht immer ganz einfach, weil, also ...
Das Archive danach durchsuchen, macht ja wenig Sinn, weil das super schwierig
ist, überhaupt zu destillieren, was jetzt bedeutend ist und was nicht.
Wenn man jetzt bei großen Journals guckt, wie Endless of Mathematics,
da ist die Schwierigkeit eher, dass die Sachen, die dann da drin sind,
dann schon ein paar Jahre alt sind.
Und vielleicht die Fachwelt sagt ja, wissen wir ja schon seit drei Jahren,
hat halt nur lange gedauert, bis publiziert wurde. Das heißt,
da bin ich dann tatsächlich eher, versuche ich über Social Media ein bisschen
die Sachen zu verfolgen, was da so gesagt wird, Mathematik-Blogs manchmal.
Also ich freue mich auch immer, wenn Mathematiker mir schreiben zum Beispiel
oder generell Fachleute.
Also auch du, Thomas, gerne. Ich bin immer für Vorschläge oder für Hinweise dankbar.
Genau, weil im Endeffekt, das finde ich an der Matheberichterstattung generell wichtig,
also ich bin da komplett immer auf Fachleute halt angewiesen,
weil es einfach nicht möglich ist, das fachlich im Detail alles zu durchsteigen
und auch die Bedeutung in jedem Bereich halt irgendwie einschätzen zu können.
Also manchmal klingt ja irgendwas total krass, also gerade auch bei Pressemitteilungen
von Universitäten oder so,
muss man ja auch immer ein bisschen vorsichtig sein und dann guckt man rein
oder beschäftigt sich oder recherchiert ein bisschen und merkt,
dass es eigentlich gar nicht so bedeutend ist am Ende zum Beispiel oder ja,
teilweise sogar eher so ein Nischenthema,
das irgendwie niemand spannend findet und dann ist ja irgendwie auch doof.
Thomas Kahle
Aber du hast ja eine ganze Menge, also die, ich habe jetzt diese Publikationsstrategie
von Spektrum, habe ich jetzt noch nicht so ganz verstanden, aber es gibt ja diese Internetseite,
wo relativ viele Artikel, die jetzt nicht unbedingt alle im Heft sind oder so,
aber wo du eigentlich relativ regelmäßig so einen pro Woche oder so,
also das ist ja auch eine Menge von Artikeln, die da durchläuft.
Also wie viel Zeit verbringst du dann so mit so einer Geschichte?
Manon Bischoff
Ah, okay, ja, also bei, genau, ich habe bei spektrum.de eine Kolumne,
die heißt Die fabelhafte Welt der Mathematik und da schreibe ich über Mathe-Themen genau.
Die aber nicht unbedingt aktuell sind, also sogar in der Regel nicht aktuell
sind, sondern generell,
ja, ich versuche das auch so ein bisschen lockerer zu machen und dass das auch
vielleicht hoffentlich auch für nicht-Mint-Leute irgendwie interessant ist.
Und da recherchiere ich tatsächlich anders, weil da gucke ich ja nicht unbedingt
nach einer neuen Publikation.
Da gucke ich zwar auch auf Blogs und so, ob es irgendwelche spannenden Geschichten gibt.
Also ich versuche halt vor allem eine Verknüpfung zu finden zwischen der Mathematik
und irgendwas aus der realen Welt.
Also sei es Menschen, sei es eine Geschichte, sei es irgendwelche Erlebnisse, die man halt so hat.
Ja genau, damit das nicht so trocken halt einfach zu machen.
Und da habe ich eine Liste an Themen, die ich halt pflege.
Und ich muss sagen, mittlerweile auch meine Leserinnen und Leser,
ganz großes Dankeschön an die auch, weil die mir auch immer wieder irgendwas
schicken, wenn sie was Spannendes sehen und auch meine Kollegen, meine Freunde oder so.
Oder manchmal ist es auch einfach ganz normal in so einem Gespräch,
dass jemand irgendwas erzählt und dann denkt man, ach was, das wäre ja irgendwie spannend.
Oder ich war jetzt im Urlaub und wir haben doppelt gespielt, dieses Kartenspiel.
Da kam natürlich auch die Frage, hä, wie geht das denn überhaupt und wie kann das denn sein?
Und dann fängt man da an halt zu recherchieren und zu gucken oder ja,
ein Freund hat mir erzählt, das war auch in einem Urlaub, das mit dem Risikoabschätzung
und Mikromord, dass er davon gehört hat und das total spannend fand.
Und da habe ich auch gedacht, ja, das ist doch so eine nette Kolumnenidee.
Und da schreibe ich genau, einmal die Woche eine Kolumne, ja.
Thomas Kahle
Ah ja, das ist auch so ähnlich wie die Podcast-Methode, die ich verwende.
Also die, ja, so Themen sammeln, über die man mal erzählen wollte.
Also manchmal mache ich noch was Aktuelles, aber so dieses Aufarbeiten von Ideen.
Aber man hat dann so das Problem, es ist irgendwie meiner Wahrnehmung nach,
vielleicht ist es auch erst, weil ich jetzt danach schaue, ist da auch in den
letzten fünf Jahren, zehn Jahren, vielleicht seit Corona oder so,
viel mehr entstanden. Also zum Beispiel Quanta Magazine, wie lange gibt es Quanta Magazine jetzt?
Also die Art von Wissenschaftspublikation, die sich so an die Allgemeinheit richtet, also ...
An die allgemeine Öffentlichkeit und hohe Qualität hat.
Ich weiß nicht, da war Spektrum wahrscheinlich früher dran, aber merkst du das
auch, dass es da jetzt irgendwie mehr gibt oder so, auch durch YouTube.
Es gibt auch so viel Videomaterial mittlerweile, also für mich wäre das nix,
weil einfach dieser Produktionsaufwand und so, aber es gibt ja ziemlich viele
Sachen. Also hast du das Gefühl, dass es mehr wird?
Manon Bischoff
Also Quanta kenne ich, also wir dürfen Texte von denen übersetzen,
deswegen habe ich die auch, Seit ich bei Spektrum angefangen habe,
das war 2017, so auf dem Schirm.
Und die machen echt einen tollen Job. Also die finde ich international echt wahnsinnig gut.
Ansonsten hat ja Scientific American immer viel Mathematik auch gemacht gehabt.
Auch mit Martin Gardner oder so in der Vergangenheit.
Und also die gehören auch zu, also wir gehören zu denen oder wie auch immer.
Wir sind so Teil einer Familie mit Spektrum.
Genau, aber YouTube, da muss ich dir halt komplett recht geben.
Also ich finde, das ist richtig krass.
Vor allem ist YouTube, finde ich, auch so ein Format, wo man,
weil im Podcast ist es ja teilweise schwierig, über sehr abstrakte Konzepte
zu reden, weil man halt eben nichts zeigen kann, also visuell irgendwie.
Und das ist, man muss halt sehr viel beschreiben und sich dann halt überlegen,
wie man das macht. Aber bei YouTube kann man halt, finde ich,
super ins Detail gehen, weil man ja dann noch das Visuelle dabei hat und kann
das toll aufbereiten und vorbereiten.
Also da habe ich auch das Gefühl, dass es immer mehr wird.
Mag aber auch daran liegen, dass man einfach nur immer mehr entdeckt.
Aber immer mehr richtig,
richtig gute und gut produzierte Inhalte und gerade auch im Bereich Mathematik,
was ja sonst früher bei der Berichterstattung, finde ich, so im Populärwissenschaftlichen
eigentlich oft vernachlässigt wurde.
Thomas Kahle
Also das war auch so ein bisschen der Ansatz. Ich meine, ich habe dann einiges entdeckt.
Also ich habe ja mit dem Podcast angefangen, damals noch mit meiner Kollegin
Petra Schwer, mit PS genau 3.
Das war so genau als mit Corona ging das los. Also hatten wir uns dieses ganze
Audio-Equipment gekauft und dann haben wir gedacht, jetzt können wir auch einen
Podcast machen, so ungefähr. Und,
Da gibt es übrigens auch eine ganz frühe Folge ist über Doppel.
Ich glaube, die dritte Folge oder so von PiS Genau 3 ist über mathematische
Spiele und da geht es auch über Doppel und die Geraden und so weiter. Ist auch sehr beliebt.
Und ja, irgendwie hat man so ein bisschen manchmal das Gefühl,
dass die Geschichten schon viel erzählt sind.
Also man muss dann so ein bisschen den Blick auf die Aktualität doch werfen,
weil eben viele Sachen dann auch schon mal erzählt wurden. Also bei Numberphile
oder so diesen klassischen YouTube-Kanälen oder so.
Aber ja, manchmal gräbt man immer noch was aus. Und deswegen,
also da wollte ich jetzt auch nochmal Danke sagen, weil ich bin auch schon durch
deine Kolumne irgendwie auf Ideen gekommen. Also dann vernetzt man es nochmal irgendwie anders.
Oder es ist zwar schon vieles gesagt, aber noch nicht von jedem so ungefähr.
Dann kann man das auch nochmal anders erzählen.
Manon Bischoff
Ne, total. Ich bin durch euren Podcast auch schon auf ein Thema gekommen mit diesem Pensium-Bug.
Thomas Kahle
Ah, ja, ja.
Manon Bischoff
Das war eigentlich mega cool. Das hat mir richtig gut gefallen.
Und da hatte ich dann auch drüber geschrieben.
Und ich denke mir auch, klar, also gerade so eine Kolumne oder so,
wenn man ältere Themen halt aufarbeitet, natürlich ist man nicht die erste Person,
die darauf stößt und wahrscheinlich auch nicht die erste, die das auf diese
Art oder Weise oder so aufarbeitet.
Also ich versuche schon immer so noch einen eigenen Weg oder so zu finden.
Aber wir haben das auch bei unserem Podcast gemerkt, bei Geschichten aus der Mathematik,
weil wir haben ja auch gestartet mit einer, wie wir dachten,
super bekannten Geschichte über Ivarice Galois, der ja im Duell gestorben und
deswegen als so eine dramatische Geschichte. Das wird ja häufiger erzählt. Aber ...
Und tatsächlich ist es, glaube ich, so eine Innsicht, die man halt auch einfach
hat, dass man denkt, ja, davon hat ja schon jeder gehört, aber Freunde von mir
im Freundeskreis, die auch Mathe, Physik, sowas studiert haben oder Informatik,
keiner kannte diese Geschichte,
auch wenn das auch in anderen Podcasts schon aufgegriffen wurde und in,
ja, genau, also immer mal wieder, aber kannte trotzdem keiner und auch aus der
Redaktion oder so kannte das keiner.
Also von daher, ich glaube, das überschätzt man manchmal, sowas,
was wirklich bekannt ist und was nicht.
Thomas Kahle
Interessant. Also gerade bei der Galois-Geschichte hätte ich auch gedacht,
dass die sehr weit bekannt ist.
Aber ja, es ist vielleicht auch so ein bisschen wie so Oral Tradition.
Also man muss die Geschichten immer mal nochmal wieder neu erzählen,
weil dann wieder neue Leute dabei sind und das einfach so lebt.
Also diese soziale Komponente der Mathematik, die lebt halt davon,
dass diese Geschichten also immer wieder erzählt werden.
Nur weil sie einmal erzählt wurde und das vielleicht aufgenommen wurde und auf
irgendeinem YouTube-Kanal ein 20 Jahre altes Video dazu ist. Geht das überhaupt?
Aber sagen wir mal, ein 10 Jahre altes Video heißt es ja nicht,
dass sozusagen dann alle dieses gesehen haben, weil das ist ja auch verschüttet.
Das ist ja verschüttet unter 10 Jahren YouTube oder so.
Ja, und euer Podcast, genau. Es gibt Geschichten aus der Mathematik,
können wir auch nochmal kurz pluggen.
Das erscheint zweiwöchentlich oder wöchentlich. Es ist auch schon eine hohe
Folgenanzahl, überholt Eigenraum, glaube ich, bald oder hat schon oder so.
Manon Bischoff
Das weiß ich noch nicht. Also wir haben, ja, zweiwöchentlich erscheint es und
mein Kollege Demian Nawell-Gos, der recherchiert ja einmal die Geschichten und
ich erzähle so ein bisschen die Mathematik dahinter, das ist die Rollenverteilung.
Und genau, und wir haben dann noch eine Host, die Caro Breitschädel,
um auch ihren Nachnamen zu nennen.
Und ja, die führt uns da so ein bisschen durch die Geschichten und dadurch,
dass sie halt auch einen kulturwissenschaftlichen Hintergrund hat,
das ist total spannend, weil sie halt ganz andere Fragen teilweise stellt,
als wir das jetzt würden.
Thomas Kahle
Ja, klasse. Okay, also das verlinken wir natürlich auch alles.
Und ja, hörst du auch Podcasts oder willst du noch einen Podcast-Tipp abgeben?
Kann auch was nicht mathematisches sein, weil manchmal ist es ja so,
ich weiß nicht, wie viele so Mathe- oder Physik-Podcasts du hörst,
wenn man das dann nur noch so aus beruflichem Interesse hört,
dann hat man nicht mehr so das gleiche Hörerlebnis, wie wenn man was aus genuimem
Interesse hört. Aber vielleicht mischt es sich auch.
Manon Bischoff
Ja, das stimmt. Also ich höre tatsächlich sehr viel Podcast.
Also ich gehe gerne joggen und dann höre ich immer Podcast eigentlich dabei.
Oder wenn ich halt mal irgendwie was spülen muss oder so, irgendwas Unangenehmes
im Haushalt mache, da höre ich auch mal Podcast. Um mich davon abzulenken, weil ich Podcast mag.
Ja, ich höre natürlich gerne Eigenraum auch. Ich höre dann tatsächlich aber
nicht so wahnsinnig, wahnsinnig viel, sondern Mathe-Podcast oder so.
Eben auch, weil ich das dann als meine Freizeit begreife und dann versuche so
ein bisschen davon wegzukommen.
Aber einen Tipp, den ich habe, den habe ich auch von Christian Spannagel bekommen,
den du ja wahrscheinlich auch kennst.
Gradioser Tipp auf jeden Fall auch. Das ist Nerds at Work, der Podcast.
Ich weiß nicht, ob du den kennst.
Thomas Kahle
Ich kenne den Jens, der das macht. Den kenne ich über Blue Sky.
Weil die haben so einen Account, wie heißt der noch? So einen Account,
der wöchentlich wechselt.
So Real Scientist der Real Scientist Account, können wir auch nochmal verlinken,
und da ist er glaube ich einer der Betreiber so und über den Jahreswechsel 2024,
2025 hatte ich eine Woche diesen Account und dann habe ich die beiden da,
den Jens Vuel heißt der glaube ich, ja und seinen Kumpel und da habe ich auch
ein paar Mal Nerds at Work gehört über die Ig Nobelpreise Ah ja,
den habe ich auch so eine Folge, genau, weil auch das mit diesen Münzwürfen und ja,
Keine Ahnung, manchmal schreiben wir uns Kommentare auf Blue Sky.
Aber genau, okay, Nerds at Work, ein sehr schöner Podcast.
Manon Bischoff
Ja, vor allem es ist ein Laber-Podcast, aber ein wissenschaftlicher Laber-Podcast
und davon gibt es nicht so viele, finde ich. Also, ja, finde ich ganz angenehm.
Thomas Kahle
Es gibt so viele Podcasts, aber es gibt auch immer noch gute Podcast-Ideen,
die noch keiner gemacht hat. Ja, tatsächlich.
Okay, ja, sehr schön. Vielen Dank. Also, ich freue mich sehr,
dass du heute zu Gast sein konntest.
Manon Bischoff
Ja, ich freue mich sehr, dass ich da sein durfte. Danke.
Thomas Kahle
Vielleicht können wir ja irgendwann, wenn es irgendwas Neues gibt,
eine Wiederkehr organisieren und nochmal über ein anderes Thema reden.
Manon Bischoff
Sehr, sehr gerne.
Thomas Kahle
Alles klar. Dankeschön. Tschüss.
Manon Bischoff
Danke. Ciao.

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